29.09. USA werben mit Steuererleichterungen und günstiger, sicherer und klimaneutraler Energie

Unternehmen in den USA zahlten 2021 für Strom umgerechnet 65 €/MWh, Erdgas kosten aktuell 29,61 €/MWh. Viele US-Bundesstaaten werben um deutsche Unternehmen mit billiger Energie Steuererleichterungen und andere Hilfen. „Unsere Energiekosten sind niedrig und die Netze stabil.“ so Georgias Wirtschaftsminister. Der Kohleausstieg ist beschlossen und bis 2024 gehen zwei neue Kernkraftwerke ans Netz. „Unternehmen, die nach Georgia kommen, verringern ihren CO2-Fußabdruck.“

Details: https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/wirtschaftspolitik-deutsche-unternehmen-bauen-ihre-standorte-in-den-usa-immer-weiter-aus-/28697464.html

28.09. Einzelne EU-Länder erhöhen LNG-Importe aus Russland

Im ersten Halbjahr ist Frankreich zum weltgrößten Importeur von russischem Flüssiggas geworden. Spanien importierte im ersten Halbjahr ca. 10 %, zeitweise bis zu 25 % LNG aus Russland. Ungarn hat im Juli und im August zusätzliches Gas bei Gazprom gekauft.

27.09. Stadtwerke fordern milliardenschwere Hilfe

„Wir brauchen Liquiditätshilfen für Stadtwerke, die für den Gaseinkauf jetzt das Zehnfache dessen bezahlen müssen als in der Vergangenheit“, so der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).

Das stelle Stadtwerke, die erst einmal einkaufen müssten und dazu noch Sicherheitsleistungen hinterlegen müssen, vor gewaltige finanzielle Herausforderungen. „Wir sprechen von einem mittleren zweistelligen Milliardenbetrag“. „Wenn wir zulassen, daß Stadtwerke in Insolvenz gehen, kann das eine Kettenreaktion auslösen, bis zum Zusammenbruch der Energieversorgung.“

26.09. Mehrere Lecks an Nord Stream 1 und 2

Aus den Pipelines Nord Stream 1 und 2 tritt an vier Stellen in der Nähe von Bornholm Gas aus.

26.09. Vereinigte Arabische Emirate liefern LNG

Vereinigte Arabische Emirate sagen Kanzler Scholz (SPD) für Dezember einen LNG-Tanker mit 137.000 Kubikmetern (0,000137 bcm) zu.

Der Erdgasbedarf Deutschlands liegt bei ca. 90 bcm/a. Die gelieferte Menge entspricht mit ca. 1,4 GWh dem jährlichen Gasbedarf eines mittleren Hotels und ist geringer als die Tagesmenge die durch Nordstream 1 floss.

22.09. Fracking-Verbot fällt in Großbritannien

Großbritanniens Kabinett hat das 2019 erlassene Fracking-Verbot aufgehoben. Energie- und Wirtschaftsminister Rees-Mogg begründete dies mit der „absoluten Priorität“ der Energiesicherheit.

22.09. Habeck erwartet 160 Mrd. € Mehrkosten für Energie

Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) rechnet wegen der hohen Energiepreise 2022 mit Mehrkosten von 60 Mrd. €, 2023 könnten es 100 Mrd. € werden.

22.09. 28 französische Kraftwerke fehlen

Im Stresstest für die deutsche Stromversorgung vom 05.09.(siehe unten) wurde angenommen, daß zum Jahresende französische Kernkraftwerke mit insgesamt 50 GW laufen. Ein aktueller Stresstest in Frankreich geht jetzt von höchstens 45 GW (best case) aus.

Als Erklärung, daß nur 28 der 56 Kraftwerke laufen, nennt EDF aufgeschobene Wartungen durch staatliche Corona-Maßnahmen und Korrosionsprobleme, auf die 13 Reaktoren überprüft werden.

21.09. Habeck hält an Gasumlage fest

Laut Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) wird die Umlage wie geplant zum 01.10. eingeführt, doch werde es eine finanzverfassungsrechtliche Prüfung geben. Man habe drei Monate Zeit, da erst dann die Uniper-Verstaatlichung abgeschlossen sei. Bis dahin sei die Umlage als Brücke nötig, um Uniper zu finanzieren. Bedenken bestehen, ob die Umlage, wenn Uniper Staatsunternehmen sei, verfassungskonform ist. Außer durch eine Umlage könnten Gasversorger auch erhöhte Beschaffungskosten nur an Kunden weiterreichen, die russisches Gas beziehen oder die Verluste würden steuerfinanziert. Wegen der Schuldenbremse wären dann Steuererhöhungen unausweichlich.

21.09. Uniper macht mehr als 3 Mrd. € Verlust pro Monat und wird verstaatlicht

Bisher sind bei Uniper Nettoverluste von 8,5 Mrd. € aufgelaufen. Deutschland beteiligt sich mit 8 Mrd. € zu 93 % an Uniper im Wege einer Kapitalerhöhung und übernimmt die Fortum-Beteiligung an Uniper i.H.v. 78 % für 480 Mio. €. Uniper soll damit 8 Mrd. € Darlehen und Garantien an die finnische Fortum zurückzahlen. Die KfW-Kreditlinie für Uniper wird auf 13 Mrd. € erhöht.

Uniper behält seine schwedischen Wasserkraft- und Kernkraftwerke und räumt Fortum ein Vorkaufsrecht bis Ende 2026 ein.

17.09. Stromnetzkosten steigen 2023 um 13 Mrd. €

Die Netzbetreiber haben bei der BNetzA ihre Kostenschätzungen für 2023 eingereicht. Die Erhöhungen betragen insgesamt ca. 13 Mrd. €. Grund: höhere Kosten, um die Netze stabil zu halten. Normalerweise melden die Netzbetreiber ihren Kostenbedarf jeweils zum 01.10 an die BNetzA. Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) möchte eine Verschiebung auf den 17.10..

16.09. Rosneft Deutschland unter Treuhandverwaltung

Die Bundesregierung stellt die deutschen Rosneft-Töchter unter Treuhandverwaltung der BNetzA. Rosneft verfügt über 12 % der deutschen Erdölverarbeitungskapazitäten und besitzt rund 54 % der PCK-Raffinerie Schwedt. Die anderen Aktionäre sind Shell und Eni. Zudem hält Rosneft Minderheitsbeteiligungen an den Raffinerien MiRo Karlsruhe und Bayernoil Vohburg. PCK wird mit russischem Erdöl über die Druschba-Pipeline beliefert. Sie ist für die Kraftstoffversorgung von Berlin und Brandenburg zentral und mit 1.200 Mitarbeitern der wichtigste Arbeitgeber der Region. Etwa 2.000 weitere Arbeitsplätze hängen von ihr ab. Zudem liefert sie Bitumen für den Strassenbau, Flugbenzin für den Berliner Flughafen und Fernwärme für die Stadt Schwedt.

Dienstleister und Zulieferer seien nicht mehr zu einer Zusammenarbeit mit Rosneft bereit gewesen, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Damit sei die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs in Gefahr. Hintergrund seien „Unsicherheiten über die sanktionsrechtliche Behandlung“ der Unternehmen. Das von der EU verhängte Ölembargo gegen Russland sieht allerdings Ausnahmen für Pipeline-Öl ausdrücklich vor. Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) hat aber betont, davon keinen Gebrauch machen zu wollen.

Um PCK mit nichtrussischem Erdöl zu versorgen, soll der Hafen Rostock und die bestehende Pipeline von dort ausgebaut werden. Bis dahin sollen Lieferungen über den Hafen Danzig, der ebenfalls per Pipeline mit Schwedt verbunden ist, erfolgen. Insgesamt sollen über 1 Mrd. € in Schwedt, Leuna und Rostock investiert werden.

Eine „Idee“ ist der Aufbau einer Produktion von Sustainable Aviation Fuel. (nachhaltiges Flugbenzin). Bereits jetzt produziert das Unternehmen Verbio auf dem PCK-Gelände Biodiesel und Bioethanol.

Brandenburgs Regierung hat dem Bundeswirtschaftsministerium am 08.09. per Brief mit dem Ende der gemeinsamen Taskforce gedroht, die von Staatssekretär Michael Kellner (Grüne), geleitet wird. Die Taskforce habe außer einer konstituierenden Sitzung und einer Sitzung vor den Sommerferien bisher keinerlei Sitzungen und keinerlei wahrnehmbare Aktivitäten gehabt, so Ministerpräsident Woidke (SPD). „Wir sind einfach unzufrieden mit dem Stand dessen, was wir momentan auf dem Tisch haben (…).“ Über Monate sei nichts passiert. „Es müsse Klarheit geben, wie es mit der Produktion von Benzin, Diesel und anderen Produkten weitergehe, sagte Woidke. „Weil das natürlich auch Einfluß auf die Preise in ganz Deutschland haben wird. Das heißt, auch das Saarland wird merken, wenn in PCK kein Benzin oder Diesel mehr produziert wird.“ Es fehlen verläßliche und schriftliche Aussagen des Bundes, wie der Standort gesichert und die Folgen des Embargos abgefangen werden.

Antwort von Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) am 09.09.:

„Offensichtlich sind Sie nicht umfänglich über den neuesten Stand informiert. Es liegt Ihrer Landesregierung ein Vorschlag über ein umfängliches Transformationsprogramm vor, (…),“Der Ball liegt also in Ihrem Feld, (..).“

Darauf Brandenburgs Finanzministerin Lange (SDP) an Habeck: „In Berlin ist der Groschen offenbar immer noch nicht gefallen. Ich werde mir dieses Trauerspiel auf Kosten von Land und Leuten nicht mehr länger mit ansehen.“ Der Arbeitsgruppe liege kein umfängliches Transformationsprogramm vor. „Der Bund hat nach wie vor nicht verstanden, daß es jetzt nicht um Transformation, die Jahre oder Jahrzehnte dauert, sondern um die Sicherung von Produktion und Beschäftigung geht, die ab Dezember auf dem Spiel stehen.“

15.09. Russland will China mehr Erdgas liefern

Durch den Anschluß des Kowitka- Felds soll die Lieferung durch die Pipeline “Kraft Sibiriens 1“ (seit 2019 in Betrieb) 2023 auf 20 bcm/a erhöht werden. 2024 soll „Kraft Sibiriens 1“ dann die volle Kapazität von 61 bcm/a erreichen, 38 bcm gehen davon nach China. Dies hatten Russland und China bereits 2014 vereinbart. Der Lieferpreis beträgt 35 €/MWh.

Russland kündigt den Bau von weiteren Leitungen an: Eine von Wladiwostok nach Nordchina mit einer Kapazität von 10 bcm/a und die „Kraft Sibiriens 2“, die „Nord Stream 2“ (55 bcm/a) ersetzen soll. Baustart ist 2024. Die Verträge werden in Kürze unterzeichnet.

In Summe erhöht Russland damit seine Gasexporte in Richtung Asien/China um mehr als 100 bcm/ im Vergleich zum heute.

15.09. Deutsche Professoren fordern Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen

Mit der Petition „Stuttgarter Erklärung“ fordern 19 aktive Professoren deutscher Universitäten vor dem Hintergrund der Energiekrise sowie der vom IPCC und der EU als CO2-arm und nachhaltig eingestuften Kernenergie, die sofortige Aufhebung des Atomausstiegs und eine Prüfung der sicherheitstechnischen Betriebserlaubnis, um deutsche Kernkraftwerke weiter zu betreiben.

Details: https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2022/_07/_26/Petition_136760.html

13.09. Wirtschaftsweise kritisieren Kernkraftwerks-Abschaltungen

Die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Veronika Grimm, Monika Schnitzer, Achim Truger, Ulrike Malmendier und Martin Werding) positionieren sich zum ersten Mal öffentlich in einem Gastbeitrag.

Sie fordern, die verbliebenen Kernkraftwerke „zumindest bis zur nachhaltigen Überwindung der Energiekrise“ weiter zu betreiben und daß alle Möglichkeiten in Betracht gezogen „und jenseits ideologischer Grabenkämpfe diskutiert“ werden, um die Gasverstromung weiter zu reduzieren, die stark gestiegenen Strompreise zu dämpfen und die Verfügbarkeit von Energie zu erhöhen.

Der vorgeschlagene Betrieb zweier Kernkraftwerke in der Reserve bis Mitte April sei „nicht zielführend“. So fallen für die Bereithaltung Kosten an, ohne einen Nutzen aus dem Betrieb zu haben.

Details: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsweise-fordern-atomkraftwerke-bis-zum-krisenende-betreiben-18312846.html

08.09. China importiert Rekordmengen russisches LNG

Das LNG-Terminal „Sachalin-2“ in Russland hat Lieferungen bis Dezember nach China verkauft, fast zur Hälfte des aktuellen Spotpreises. Russland verkauft das Gas trotzdem mit Gewinn, China sichert sich das billige Gas und verkauft Lieferungen von teureren Exporteuren nach Europa und Asien weiter.

Details: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/700080/China-verkauft-russisches-Gas-mit-Preisaufschlag-nach-Europa

08.09. Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) auch für kleine und mittlere Unternehmen

Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) will das laufende Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) für die Industrie auch für kleine und mittlere Unternehmen öffnen.

07.09. EON, Preussen Elektra und Amprion warnen vor KKW-Streckbetrieb

EON teilt mit, Kernkraftwerke seien prinzipiell aus technischen Gründen nicht für einen Reservebetrieb geeignet.

Preussen-Elektra, Betreiber des KKW Isar 2 hat vor dem „Reservebetrieb“ gewarnt. Die Idee, „zwei der drei laufenden Anlagen zum Jahreswechsel in die Kaltreserve zu schicken, um sie bei Bedarf hochzufahren, ist technisch nicht machbar und daher ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern“, schreibt Preussen-Elektra-Chef Knott an Staatssekretär Patrick Graichen (Grüne). Bereits am 25.08. habe man das Ministerium unterrichtet, daß im Streckbetrieb „ein flexibles Anheben oder Drosseln der Leistung nicht mehr möglich ist“. Das gelte umso mehr, wenn die Anlage komplett heruntergefahren wird, wie Habeck es vorsieht. „Dann ist mit den eingeschränkten Möglichkeiten des Reaktorkerns ein Wiederanfahren im fortgeschrittenen Streckbetrieb nicht und schon gar nicht kurzfristig innerhalb einer Woche machbar“. Man besitze hier „keine Erfahrungswerte“ und deshalb sollte ein „Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen“.

Netzbetreiber Amprion warnt vor Stromabschaltungen („Lastabwurf“) im Winter, um das Netz zu stabilisieren. Das könne passieren, wenn das KKW Emsland in Lingen abgeschaltet wird.

05.09. Kernkraftwerke werden Ende 2022 abgeschaltet und teilweise durch Ölkraftwerke ersetzt

Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) kündigt an, die Kernkraftwerke (KKW) Isar 2 (Preussen Elektra) und Neckarwestheim 2 (EnBW) am 31.12.22 vom Netz zu nehmen und bis April 2023 in „Einsatzreserve“ zu versetzen. Sie sollen hochgefahren werden, wenn sich die Strommangellage weiter verschlimmert. Das modernste KKW Deutschlands im niedersächsischen Lingen soll jedoch am 31.12.22 abgeschaltet werden.

Begründung des Ministers:

Für im Süden gelegenen Kraftwerke gebe es keinen Ersatz, für den norddeutschen Raum sind „andere, weniger risikoreiche Instrumente einsetzbar.“ So könnten „hier kurzfristig zusätzliche Ölkraftwerke in Form von Kraftwerksschiffen“ genutzt werden.

Kraftwerkschiffe verbrennen hauptsächlich Diesel und Schweröl zur Stromerzeugung mit Wirkungsgraden von 36-48 %. Der CO₂-Ausstoß liegt deutlich über dem von Gaskraftwerken. Der Weltmarkt für „Power Barges“ liegt bei 10 GW. Um die Leistung des KKW Lingen (1,3 GW) zu ersetzen, sind mindestens drei schwimmende Ölkraftwerke (36 MW bis 470 MW) notwendig.

Typischerweise werden die Schiffe in der Dritten Welt eingesetzt, wo das Geld für Kraftwerksneubauten fehlt, z.B. in Kuba, Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Libanon, Sierra Leone, Sudan, Sambia, Mosambik, Senegal, Indonesien und Irak. In Zukunft auch in Deutschland.

05.09. Ergebnisse des Stromversorgungs-Stresstests veröffentlicht

Die Analyse der deutschen Übertragungsnetzbetreiber (50Hertz, Amprion, TenneT, TransnetBW) bezüglich der sicheren Stromversorgung im Winter liegt vor. In allen drei Szenarien herrscht eine „äußerst angespannte“ Situation: „In Europa kann im Strommarkt die Last nicht vollständig gedeckt werden.“

In den zwei kritischeren Szenarien traten „in einigen Stunden Lastunterdeckungen auch in Deutschland auf“. In keinem Szenario reichen die deutschen Redispatch-Potenziale zum Management von Netzengpässen aus. Es werde in jedem Fall ein gesichertes Potential von mindestens 5,8 GW aus dem Ausland benötigt. Davon sind derzeit 1,5 GW aus Österreich gesichert, über weitere 1,6 GW laufen Verhandlungen. „Die tatsächliche Verfügbarkeit dieser Mengen ist aufgrund der in ganz Europa angespannten Versorgungslage unsicher“.

Die drei Kernkraftwerke liefern zusätzlich Strom und könnten Einsparungen bei der Stromerzeugung in Gaskraftwerken bewirken. „Lastunterdeckungen in Deutschland können […] durch den Streckbetrieb der Kernkraftwerke […] weitestgehend vermieden werden“. Dringend wird die „Nutzung aller Möglichkeiten zur Erhöhung der Strom-Erzeugungs- und Transportkapazitäten“ empfohlen, u.a. die Marktrückkehr der Kohlekraftwerke aus der Reserve.

Sollten die Maßnahmen nicht ausreichen, müssen Exporte beschränkt und Großverbraucher temporär abgeschaltet werden.

31.08. Gazprom mit Rekordgewinn und Rekorddividende

Von dem auf einen Rekordwert angeschwollenen Nettogewinn von 40 Mrd. € im ersten Halbjahr 2022 wird Gazprom umgerechnet 20 Mrd. € als Dividende auszahlen.

Details: https://www.handelsblatt.com/politik/international/sanktionsfolgen-gazprom-zahlt-rekorddividende-vor-allem-in-den-russischen-staatshaushalt/28641646.html?share=mail

24.08. SKW Piesteritz stellt Produktion ein wegen hoher Gaskosten

Deutschlands größter Ammoniak- und Harnstoffproduzent und Hersteller von Stickstoff-Dünger, die SKW Piesteritz in Lutherstadt Wittenberg, stellen wegen hoher Gaskosten die Produktion ein. SKW verbrauchte bisher 14 TWh Gas pro Jahr und müßte allein für die Gasumlage monatlich ca. 30 Mio. € zahlen. SKW ist ein „kerngesundes Unternehmen, aber das sei finanziell nicht zu stemmen“, so ein SKW-Sprecher.

SKW liefert auch 40 % des deutschen AdBlue- Bedarfs und gehört neben BASF und Yara zu den größten Herstellern in Deutschland. Bei der Herstellung ist Gas als Energiequelle und als Basisrohstoff erforderlich und nicht ersetzbar.

AdBlue wird in Dieselmotoren zur Abgasreinigung von Stickoxiden eingesetzt (in ca. 10% aller PKW, in mehr als 95% aller LKW). Der deutsche Bedarf beträgt 7,5 Mio. Litern pro Tag. Nur 1 Mio. Liter lagern als Reserve in Piesteritz, also ein Prozeß, der „von der Hand in den Mund“ lebt. Der Chef des Bundesverbandes Gütertransport und Logistik (BGL): „Kein AdBlue bedeutet keine Brummis. Und das bedeutet keine Versorgung in Deutschland.“

BASF in Ludwigshafen produziert AdBlue noch uneingeschränkt. Es werden aber Anlagen gedrosselt, die viel Erdgas benötigen, (u.a. Ammoniak- Herstellung) und Ammoniak vom Weltmarkt zugekauft. AdBlue besteht zu knapp einem Drittel aus Harnstoff, dessen Herstellung im Rahmen der Ammoniaksynthese erfolgt. Adblue ist schwer zu importieren, da in ganz Europa Werke stillstehen und Transportkapazitäten fehlen. Erste Engpässe werden Ende September erwartet.

 

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23.08. Kanada kann kurzfristig kein Gas liefern

Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck sind in Kanada, um über Energielieferungen zu sprechen. LNG kann Kanada kurzfristig nicht liefern. Kanadas Premier Trudeau verweist auf lange Transportwege von den Gasfeldern im Westen zu den Häfen am Atlantik, man untersuche aber, „ob es sinnvoll ist, LNG zu exportieren und ob es wirtschaftlich ist, es nach Europa zu exportieren“.

Auch für Wasserstoff fehlen Transportmöglichkeiten. Terminals sollen aber bis 2025 entstehen.

Gas wird in Kanada per Fracking gewonnen. Deutschland könnte mit Fracking im eigenen Land 11 % Prozent seines Gasbedarfs decken.

19.08. Habeck kündigt Energiesparverordnung an

Wirtschaftsminister Habeck kündigt Verordnung „zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen“ mit folgenden Verboten ab 01.09. an:

  • Türen von Geschäften dürfen nicht dauerhaft offen sein.
  • Von 22:00 bis 6:00 Uhr ist beleuchtete Werbung verboten.
  • Schwimmbecken dürfen nicht mit Gas oder Strom beheizt werden. Ausnahmen: Hotels, öffentliche Schwimmbäder und Rehazentren.
  • Beleuchtung von Denkmälern und öffentlichen Gebäuden wir untersagt.
  • In öffentlichen Gebäuden dürfen Gemeinschaftsflächen wie Eingangsräume oder Flure nicht mehr beheizt werden. Ausnahmen: Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Kindergärten.
  • In öffentlichen, unbewohnten Gebäuden sind Anlagen zur Trinkwassererwärmung (Durchlauferhitzer, Warmwasserspeicher etc.) auszuschalten.
  • Arbeitsräume in öffentlichen Gebäuden dürfen nur auf folgende Temperaturen geheizt werden. Für
    • „körperlich leichte und überwiegend im Sitzen ausgeübte Tätigkeiten“: 19 Grad
    • „körperlich leichte Tätigkeiten im Stehen oder Gehen“: 18 Grad
    • „körperlich schwere Tätigkeiten“: 12 Grad.

Die Verordnung soll vom Bundeskabinett ohne Beteiligung des Bundestags oder Bundesrats beschlossen werden.

18.08. Mehrwertsteuer auf Erdgas sinkt

Die Mehrwertsteuer auf Erdgas sinkt vom 01.10.22 bis 31.03. 24 (geplantes Ende der Gasbeschaffungsumlage) von 19 auf 7 %. Von der Möglichkeit, die Mehrwertsteuer auf den EU-Mindestsatz von 5 % zu senken, machte die Bundesregierung keinen Gebrauch. Von der Steuersenkung profitieren nur Kunden, die mehr als 262,94 €/MWh bezahlen.

17.08. Nur zwei Unternehmen sind auf Gas-Umlage angewiesen

Neben Uniper, RWE, EnBW und EWE, Sefe (ehemals Gazprom Germania) haben die österreichische OMV sowie die schweizer Unternehmen Axpo, Vitol und Gunvor bzw. deren Tochterunternehmen Mehrkosten über die Gas-Umlage geltend gemacht.

Von 12 Gaskonzernen, die die Gas-Umlage mit 34 Mrd. € unterstützen soll, sind laut „Handelsblatt“ nur Uniper und Sefe (Gazprom Germania) auf Hilfe angewiesen. Die restlichen Unternehmen stehen mit Blick auf die Zahlen „gut da“.

17.08. EEX meldet angespannte Marktlage

EEX meldet „ausgedehnte angespannte Marktlage“ für die Strom-Future-Märkte Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Polen, Rumänien, Spanien, Bulgarien, Serbien, Slowenien, Schweiz, Griechenland, Großbritannien und Skandinavien.

15.08. Norwegen am Gaslieferlimit

Norwegen hat die Produktion seit Beginn des Ukrainekriegs um gut 9 % erhöht.

Ministerpräsident Støre sieht keine Möglichkeit, die Gaslieferungen an Deutschland und Europa auszuweiten. „Es ist nicht so, daß wir politisch einfach bestimmen können, wir liefern jetzt noch mehr“, so Støre bei einem Treffen mit Bundeskanzler Scholz in Oslo. Støre weiter zur deutschen Energiewende: „Deutschland habe die große Herausforderung angenommen, erneuerbare Energien zu erschließen. […] die Abkehr von den fossilen Energien wird aber hart und turbulent.“

09.08. EU-Gas-Notfallplan tritt in Kraft

Die EU-Mitglieder sollen ihren Gasverbrauch von August 22 bis März 23 freiwillig um 15 % (ca. 45 bcm) senken. Mehrere Länder – etwa Spanien und Italien – haben Ausnahmen verhandelt und wollen weniger als 15 % sparen. Dadurch muß Deutschland deutlich mehr Gas sparen als andere Länder.

Bei weitreichenden Versorgungsengpässen soll im nächsten Schritt „EU-Alarm“ ausgelöst und drastischere Maßnahmen erzwungen werden. Dafür braucht es die Zustimmung von mindestens 15 EU-Ländern, mit mindestens 65 % der Gesamtbevölkerung der Union.

09.07. Gasverstromung auf Rekordniveau

Im Mai und Juni standen ausreichend Kohlekraftwerke zur Verfügung. Trotzdem wurde mehr Gas zur Stromerzeugung eingesetzt als in den Vorjahren.

Dazu Ex-Aurubis-Chef Dr. Werner Marnette: „Wie will man dem Bürger erklären, er soll sparen oder frieren, wenn man Milliarden Kubikmeter des wertvollen Rohstoffs völlig unnötig verfeuert. Die Fortsetzung der vermeidbaren Verstromung von Erdgas auf hohem Niveau ist verantwortungslos, wenn nicht sogar strafbar.“

08.07. „Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz“ beschlossen

Der Bundesrat stimmt nach dem Bundestag dem „Gesetz zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken zur Reduzierung des Gasverbrauchs im Stromsektor im Fall einer drohenden Gasmangellage durch Änderungen des Energiewirtschaftsgesetzes und weiterer energiewirtschaftlicher Vorschriften“ (EKBG) zu. Damit sollen Kohle- und Ölkraftwerke wieder angefahren werden können und Erdgaskraftwerke verdrängt werden.

Das Wiederanfahren der Kraftwerke wird durch unnötige Regularien verzögert. Voraussetzung ist ein Kohlevorrat, der 30 Tage den Maximalbetrieb des Kraftwerkes ermöglicht. Und die Erlaubnis zur Kohleverstromung endet bereits wieder zum 30.04.23. Zudem gibt es massive Transportprobleme: „Es ist sehr fraglich, ob der Schienengüterverkehr zusätzliche Kohletransporte überhaupt aufnehmen kann“, so der Bundesverband Spedition und Logistik. Bahn und Schiffe sind am Limit, da durch den Kohleausstieg Kapazitäten abgebaut worden sind.

Da Deutschland 2018 aus der Steinkohleförderung ausgestiegen ist und seit 11.08. durch das EU-Embargo keine Kohle aus Russland importiert, muß diese aus Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen über den Rhein transportiert werden, auf dem Schiffe wegen Niedrigwasser max. zur Hälfte beladen werden. Braunkohlekraftwerke dürften erst ans Netz gehen, wenn die Nachfrage durch Steinkohle nicht mehr gedeckt werden kann.

01.07. – Nord Stream I im Juli 10 Tage außer Betrieb

Wegen planungsmäßiger Wartungsarbeiten werden beide Leitungen des Doppelstrangs der Gaspipeline Nord Stream 1 vom 11. – 21.07. abgeschaltet. Entsprechende vorübergehende Stillegungen gab es analog in den Vorjahren.

29.06. – Uniper braucht deutsche Staatshilfe

Uniper erhält seit dem 16.06. nur 40 % der vertraglichen Gasmenge von Gazprom. Die Beschaffung der Ersatzmengen erfolge zu deutlich höheren Preisen. Da die Mehrkosten nicht weitergegeben werden können, entstehen Liquiditätsprobleme. Uniper bittet die Bundesregierung um Hilfe in Form von Garantie- und Sicherheitsleistungen, Krediten und/oder staatlicher Beteiligung.

29.06. – Russische Ölexporte erreichen Vorkriegsniveau

Russland hat im Mai 20 Mrd. Dollar aus Ölexporten eingenommen und damit das Niveau vor der Invasion erreicht. Verkauft wird vorrangig nach Asien mit Preisabschlägen von bis zu 30 %. So ist seit Kriegsbeginn das Handelsvolumen zwischen Yuan und Rubel um 1.067 % gestiegen.

Indien importierte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 563 % mehr Öl aus Russland und liefert es weiter nach Europa. „Indische Raffinerien nehmen eindeutig beträchtliche Mengen an verbilligtem russischem Rohöl ab und führen dann einen beträchtlichen Anteil an raffinierten Produkten wieder aus dem Land aus,“ (The Guardian).

28.06. – G7 wünschen sich Preisdeckel für russische Energiepreise

Damit soll verhindert werden, daß Russland vom Energiepreisanstieg profitiert. Ein Deckel läßt sich nur zusammen mit weiteren großen Importländern, z.B. China oder Indien durchsetzen.

27.06. – VKU warnt vor Insolvenzwelle bei Stadtwerken

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sieht die Energieversorgung in ernster Gefahr: „Weder private Haushalte noch gewerbliche Kunden können den fünffachen Preis zahlen.“ Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter 1 %. Schon Zahlungsausfälle von 10 % übersteigen den Jahresgewinn und das Eigenkapital vieler Stadtwerke.

23.06. – Bundesregierung ruft „Gas-Alarmstufe“ aus

Vorerst wurde § 24 EnSiG (Energiesicherungsgesetz) nicht aktiviert, der Gaslieferanten berechtigt, ihre auf Grund des Gasmangels gestiegenen Bezugskosten direkt an Kunden unabhängig von vereinbarten Vertragspreisen weiterzugeben. Dies ist aber wegen der unsicheren Lage am Gasmarkt jederzeit möglich.

20.06. – Gazprom -Einnahmen trotz Mindermengen stabil

Laut Marktforschungsunternehmen ICIS und „Handelsblatt“ soll Gazprom am vergangenen Freitag nur knapp 3 % weniger verdient haben als in der Woche zuvor – obwohl die Gaslieferungen um mehr als 30 % gesunken sind. Grund: Die hohen Gaspreise. Binnen einer Woche ist der Preis des TTF-Front-Monats um 43 % gestiegen.

17.06. – Russland reduziert Gaslieferungen nach Frankreich, Italien und in die Slowakei

Frankreich erhält kein russisches Gas mehr, die Lieferungen nach Italien, Tschechien und in die Slowakei wurden halbiert.

15.06. – Gazprom drosselt Nord Stream 1 um weitere 20 %

Die Großhandelspreise stiegen nach der Ankündigung am Mittwochnachmittag um weitere 12 % von 97 €/MWh (TTF Juli) am Vortag auf 108,60€/MWh.

14.06. – Gazprom drosselt Nord Stream 1 um 40 %

Gazprom reduziert die Lieferungen über Nord Stream 1 um 40%. Grund: Siemens Energy kann Gasturbinen, die in Kanada überholt wurden, wegen kanadischer Sanktionen nicht zurückliefern. Die europäischen Großhandelspreise reagierten mit einem steilen Anstieg um ca. 16 %, da eine Wiederherstellung der vollen Kapazität nicht absehbar ist.

14.06. – Bundesregierung rettet Gazprom Germania mit 10 Mrd. € vor Insolvenz

Gazprom Germania war am 04.04. unter Treuhandschaft der BNetzA gestellt worden. Daraufhin verhängte Russland am 11.05. Sanktionen gegen Gazprom Germania und nahezu alle Töchter. Der Ersatz der russischen Gaslieferungen zu aktuellen Marktpreisen hat die finanzielle Lage so sehr verschlechtert, daß die Bundesregierung mit einem KfW-Darlehen aushelfen mußte.

12.06. – TotalEnergies beteiligt sich an Gasfeld in Katar

Die französische TotalEnergies beteiligt sich am „North Field East“- Projekt zur Erschließung des „South-Pars-Felds“, des größten Erdgasfeldes der Welt. Der Vertrag läuft bis 2054. Auch ExxonMobil, Shell und ConocoPhillips wollen sich beteiligen. Katar möchte due Gasförderung bis 2027 um 60 % steigern.

06.06. – Ersatzgaskosten von ca. 6 Mrd. €/a ab Oktober über neue Umlage

Die Sanktionen Russlands gegen Gazprom Germania und deren Tochterfirmen verursachen Zusatzkosten von ca. 6 Mrd. €/a durch die Beschaffung von Ersatzgas auf dem Weltmarkt. Die Mehrkosten sollen ab Oktober mittels Gas-Umlage auf die Energielieferanten und damit die Endkunden abgewälzt werden.

01.06. – Gazprom stoppt Lieferungen an Ørsted und Shell, Uniper zahlt Rechnung

Gazprom beliefert die dänische Ørsted und Shell Energy Europe (max. 1,2 bcm/a) ab 01.06. 6.00 Uhr nicht mehr. Beide Unternehmen haben ihre April-Rechnungen nicht gemäß des neuen Zahlungsmechanismus bezahlt.

31.05. – EU verhängt Teilembargo für russisches Erdöl

EU verhängt Embargo für russisches Öl, das per Schiff eingeführt wird (2019 ca. 96 Mio. t). Ausgenommen ist Erdöl, das über die Druschba-Pipeline in die EU fließt (2019 ca. 40 Mio. t).

Während Deutschland seinen Widerstand gegen ein Embargo Anfang Mai aufgab, stellten sich Ungarn Polen, Tschechien und die Slowakei gegen die Maßnahme, da deren Raffinerien nur russisches Erdöl verarbeiten können und Alternativen aufgrund des fehlenden Seezugangs fehlen. Diese Länder beziehen weiter Öl aus Russland, während die übrigen EU-Länder aufgrund gestiegener Preise deutlich teureres Erdöl aus anderen Quellen kaufen müssen.

Ebenso gescheitert ist der EU-Plan, EU-Schiffen den Transport von russischem Erdöl zu verbieten. Dies verhinderten Malta und Griechenland, die die größten Tankerflotten betreiben. Jetzt werden die Mengen, die nicht mehr von Europa bezogen werden, anderswo zu deutlich höheren Preisen verkauft. Es wird daher ein Verbot von Versicherungen und Rückversicherungen für alle Schiffe erwogen, die russisches Öl transportieren.

30.05. – Gazprom stoppt Lieferungen nach Holland, Polen, Bulgarien und Finnland

Die niederländische GasTerra teilt mit, daß Gazprom die Lieferungen (ca. 2 bcm/a) gestoppt hat. Zuvor waren Lieferungen nach Polen, Bulgarien und Finnland gestoppt worden.

28.05. – Russische Mehreinnahmen 2021 bei 13,7 Mrd. €

Russland beziffert seine Mehreinnahmen 2021 durch die hohen Energiepreise 13,7 Mrd. €.

BDI-Präsident Russwurm: „Es gehört zur Ehrlichkeit dazu, daß wir einen Stopp der russischen Gaslieferungen auch heute noch nicht verkraften könnten – da sind sich Wirtschaft und Bundesregierung einig.“

27.05. – Katar möchte Deutschland schon 2024 LNG liefern

Katar möchte ab 2024 über die amerikanische Anlage „Golden Pass“ in Texas (70 % Eigentum von Qatar Energy) LNG nach Deutschland liefern. Ab 2026 solle die katarische Gasförderung (ca. 106 bcm) fast verdoppelt werden.

17.05. – Eni, Uniper und Engie eröffnen Zahlungskonten bei Gazprombank

Die französische Engie und die italienische Eni teilen eröffnen bei der Gazprombank neue Konten. Italien deckt 95 % seines Gasbedarfs über Importe, davon ca. 40 % aus Russland.

Der neue Zahlungsmechanismus sieht vor, daß Kunden bei der Gazprombank ein „K-Konto“ eröffnen. Dort werden – wie bisher- die Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld in Rubel und überweist es an Gazprom.

Die EU-Kommission sieht die Sanktionen nicht verletzt, solange die Beträge in Euro oder Dollar – wie in den Verträgen festgelegt – auf ein Konto bei Gazprom überweisen, und die Transaktion damit als abgeschlossen gilt. Wichtig sei, daß die russische Zentralbank nicht in die Kauftransaktion involviert ist, da sie sanktioniert ist.

Uniper erklärte, daß die Zahlung „wie bei anderen deutschen und europäischen Unternehmen auch“ umgestellt wurde. Ende Mai werde die Zahlung „im Einklang mit dem neuen Zahlungsmechanismus“ erfolgen.

11.05. – Russland sanktioniert Gazprom-Töchter, Mehrkosten per Umlage ab Oktober

Mit 31 ehemaligen Gazprom-Töchtern, darunter Gazprom Germania (Wingas, Atora), dürfen von russischer Seite keine Geschäfte mehr gemacht werden. Das Speichern von russischem Gas in europäischen Speichern ist verboten. Betroffen sind Speicherbetreiber und der Eigentümer des polnischen Teils der Pipeline „Jamal“. Zuvor hatte Russland die Gaslieferungen nach Polen eingestellt.

Seit 11.05. muß die BNetzA nun als Treuhänderin der Gazprom Germania teures Ersatzgas für ca. 3,5 Mrd. € am Markt beschaffen, um die vertraglich vereinbarte Menge von ca. 3,65 bcm/a an deutsche Stadtwerke und Regionalversorger liefern zu können. Weitere 2,5 Mrd. € kostet das Befüllen des Speichers Rehden mit den fehlenden 3,1 bcm Gas bis 31.10..

Die Mehrkosten sollen ab Oktober mittels Gas-Umlage auf die Energieversorger und damit die Endkunden abgewälzt werden.

Laut neuem Speichergesetz sollen die deutschen Speicher zum 31.10. zu 90 % (Füllstand 10.05. ca. 39 %) gefüllt sein. In Deutschland gibt es 25 Unternehmen, die an 33 Standorten Speicher betreiben. Größter Speicherbetreiber in Deutschland ist Uniper, auf den rund ein Viertel der deutschen Speicherkapazität entfällt. Der größte Einzelspeicher Rehden (ca. 20 % der deutschen Speicherkapazität) wird von der Gazprom-Germania-Tochter Astora betrieben. (Füllstand 02.05.: 0,6 %)

10.05. – Ukraine stoppt Gastransit teilweise

Die Nowopskow-Verdichterstation der Sojus-Pipeline in der Luhansk-Region (Ostukraine) könne laut dem ukrainischen Netzbetreiber OGTSU wegen „höherer Gewalt“ nicht weiterbetrieben werden. „Russlands Besatzung mache die Kontrolle der Verdichterstation unmöglich.“ Durch den Transit-Stopp können max. 11,9 bcm/a wegfallen – ca. 9 % der über die Ukraine nach Europa transportierten Menge.

06.05. – Deutschland chartert vier FSRU-Schiffe

Deutschland unterzeichnet Charterverträge für vier FSRU-Schiffe (Floating Storage and Regasification Units) und möchte Anfang 2023 in Wilhelmshaven das erste davon in Betrieb nehmen. Das Zweite ist ebenfalls 2023 in Brunsbüttel vorgesehen. Für zwei weitere FSRU steht der Standortentscheid noch aus, in Frage kommen Stade, Rostock, Hamburg-Moorburg oder auch Eemshaven (Holland).

Gechartert werden alle FSRU bei Höegh und Dynagas für ca. 3 Mrd. € von der Bundesregierung. Die vier FSRU haben eine Kapazität von zusammen ca. 20 bcm/a. Die Anlage in Wilhelmshaven wird Uniper betreiben, die in Brunsbüttel wohl RWE. In Vorbereitung ist ein «LNG-Beschleunigungsgesetz», das den Bau von Terminals vereinfachen soll. Für den Anschluss von Wilhelmshaven ans bestehende Gasnetz baut der Netzbetreiber OGE eine Anschlussleitung von rund 26 km.

Die Deutsche Umwelthilfe (DHU) hat Widerspruch gegen die Genehmigung des vorzeitigen Baustarts des Terminals Wilhelmshaven eingelegt, die ohne Beteiligung der Umweltverbände erfolgt sei, und den sofortigen Baustopp gefordert. Sie befürchtet, dass ein geschütztes Unterwasser-Biotop teilweise zerstört würde. Auch müssten für den Terminal Stahlrohrpfähle in den Meeresgrund gerammt werden, was hohe Schallemissionen verursache und damit den Schweinswal gefährde.